Warum haben wir nur noch zwei Leistungskurse, oder welche Pläne gibt es für die Digitalisierung in Schulen? Wer könnte all diese Fragen besser beantworten als unsere Bildungsministerin Britta Ernst? Umso mehr freuten wir uns deshalb, als wir sie am 30.09. im Politikcafé auf dem Dachboden begrüßen konnten.
Nach einer kurzen Begrüßung durch unseren Schulleiter Herrn Sass und dem Leiter des Politikcafés Herrn Probst konnte der Fragenhagel sofort beginnen. Zuerst stellten die Moderatoren einige Blitzfragen, wie zum Beispiel „Was waren Ihre Lieblingsfächer?“ oder „Was ist Ihr Lieblingsessen?“. So war die Stimmung aufgelockert und das Eis gebrochen.
Im anschließenden Fragenblock erfuhren wir, wie ein typischer Tag im Leben einer Bildungsministerin aussieht, bekamen Informationen über weitere Pläne bezüglich des Corona-Virus, insbesondere bezogen auf einen eventuellen zweiten Lockdown sowie über Maßnahmen gegen den Lehrer*innenmangel oder die flexible Schuleingangsphase. Gerade Fragen, die einem einen Einblick in den politischen Werdegang der Ministerin gaben, machten das Gespräch sehr interessant. So verging die Zeit wie im Flug.
Anschließend durfte auch das Publikum Fragen an Frau Ernst stellen. So entbrannten zum Beispiel Diskussionen über die Notwendigkeit bzw. Überflüssigkeit von Lateinunterricht. Außerdem ergriffen Schülerinnen und Lehrerinnen auch kritisch das Wort: Beispielsweise wurde gefragt, warum man als Schüler*in in drei Sprachen ein Gedicht analysieren können müsse, jedoch nicht lernt, wie man eine Steuererklärung erstellt.
Leider bekam die Veranstaltung im Laufe der Fragerunde einen faden Beigeschmack. Gerade bei der Frage, weshalb die Digitalisierung nicht im Lehrplan verankert ist, betonte die Ministerin, dass das nicht ihr Aufgabengebiet sei. Auch auf anderweitige Kritik, wie z.B. das Bemängeln der Work-Life-Banance bei Lehrern, aber auch insbesondere Schülern (mit 38 Wochenstunden, dazu Lernen und Hausaufgaben), reagierte sie oberflächlich und wich Fragen aus.
Der Höhepunkt war allerdings, dass Ernst gerade bei der Lerneinstellung und dem Sozialverhalten der Schüler pauschal in Ost und West unterteilte. Dies begründete sie durch angebliche Unterschiede in der Sozialisierung der Schüler: Im Osten setze man eben auf eine „starke und zentralisierte Führung“. Da so etwas nach 30 Jahren Wiedervereinigung bei Schülern, die erst 20 Jahre später eingeschult wurden, absolut unangemessen ist, stießen ihre Aussagen auf Empörung unter Schülern und Lehrern.
Insgesamt haben wir einen sehr informativen und interessanten Nachmittag verbracht. Wir bedanken uns recht herzlich bei Britta Ernst für ihren Besuch. Dennoch bleibt die Frage offen, warum unsere Bildungsministerin bei solch brisanten Themen undifferenziert und teilweise uninformiert reagierte.
Text: Felix Triebel (11/4)
Fotos: Rüdiger Läzer